SAVeNoW - ein digitaler Zwilling von Ingolstadt für sichere und nachhaltige Mobilität
Willkommen zur interaktiven Tour im Digitalen Zwilling Ingolstadt
1. Das Forschungsprojekt SAVeNoW
Stadt ist viel. Sie bietet uns Wohn- und Arbeitsfläche, Grün und Erholung, Raum zum Bummeln
oder Essengehen. Für alles gibt es einen Ort.
Und zwischen all diesen Orten bewegen wir uns ständig hin und her - zu Fuß, auf dem Fahrrad,
mit dem Auto, dem Roller oder dem Bus.
Doch der Verkehr verändert sich. Die Straßen werden immer voller, das Verkehrsnetz stößt zu
Teilen an seine Kapazitäts- und Belastungsgrenzen. Zugleich ermöglicht die Entwicklung neuer
Technologien innovative Mobilitätskonzepte.
Das Forschungsprojekt SAVeNoW erforscht den Aufbau und Betrieb eines digitalen Zwillings für
urbanen Verkehr am Beispiel von Ingolstadt. In virtuellen Simulationen untersuchen wir
beispielsweise einzelne Verkehrssituationen, individuelles Verkehrsverhalten oder ganz neue
Mobilitätskonzepte und überprüfen, wie sich Veränderungen auf wichtige Kennzahlen im Verkehr
auswirken: Sicherheit, Emissionen und Effizienz.
Dazu forscht ein interdisziplinäres Konsortium aus regionalen und überregionalen Partnern
2. Bürgerbeteiligung
2.1. SAVeNoW Ausstellung in der Wissenschaftsgalerie
Diese Ausstellung war der Ausgangspunkt für den Bürgerdialog. Hier wurde erklärt, wie der
Digitale Zwilling entwickelt wird und welche Fragestellungen für die Mobilität der Zukunft
wichtig sind. Dabei gab es für jeden Besucher/in die Möglichkeit, die eigene Meinung auf
Post-it Zetteln festzuhalten, Feedback zu geben und eigene Wünsche an die zukünftige
Mobilität in Ingolstadt zu formulieren.
Im Showroom wurden Schulführungen, Vorlesungen und öffentliche Veranstaltungen durchgeführt
und offen diskutiert. Ein wichtiges Ziel der Ausstellung war es, die Akzeptanz und das
Interesse der Bürger an neuen Mobilitätskonzepten zu fördern und Berührungspunkte mit der
Mobilität der Zukunft herzustellen.
2.2. Bequem ankommen – Im automatisierten Shuttle
Der urbane Verkehr stößt in vielen Ballungsräumen der Welt regelmäßig an
seine Kapazitätsgrenzen. Einer der Gründe dafür sind die niedrigen
Besetzungsgrade von ca. 1,2 Personen pro Pkw. Abhilfe könnte hier ein
neuartiges Mobilitätskonzept schaffen: Geteilte, automatisierte
Shuttlebusse.
Diese selbstfahrenden Kleinbusse können im Linienverkehr fahren oder auch ganz flexibel auf
Abruf eingesetzt werden, indem eine Fahrt per App gebucht wird.
Bei der Gestaltung dieser Fahrzeuge ist es jedoch wichtig zu beachten, dass
unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse der
Nutzenden existieren undim Vergleich zum ÖPNV
gehobene Komfort- und Ausstattungslevel in den Fahrzeugen gewünscht werden.
Im SAVeNoW-Projekt wurde dazu ein 3D-Modelldes Innenraumkonzepts
eines solchen fahrerlosen Shuttles entwickelt.
Einen kleinen Einblick in unser Modell gibt das Video. Viel besser aber können wir es in
unserem Mixed Reality Simulator darstellen. Darin ist es möglich, sich
selbst als Fahrgast des Shuttles wahrzunehmen und die unterschiedlichen Komfortlevel aus
nächster Nähe zu betrachten. Welcher Sitzplatz wäre Ihr Favorit?
2.3. Externe Mensch-Maschine-Schnittstellen
Ein weiteres Ziel lag auf der Weiterentwicklung von externen Mensch-Maschine-Schnittstellen (eHMIs) im Bereich des automatisierten Fahrens.
Dazu untersuchten wir in Video-, VR- und Realstudien verschiedene Designs für eHMIs.
3. Schritte zum Digitalen Zwilling - Umgebungsmodell
Für unser Simulationsmodell haben wir statische Daten (z.B. Straßen, Häuser, Ampeln) und
dynamische Daten (z.B. Verkehrsfluss, individuelles Verkehrsverhalten) über Sensorik in der
Infrastruktur sowie über Sensoren beweglicher Objekte erfasst.
3.1. Punktwolken von 3D Mapping Solutions
Um unseren Digitalen Zwilling als Grundlage für Simulationen und Was-Wäre-Wenn-Szenarien zu
verwenden, muss er erstmal mit umfassenden Informationen aus der Realität versorgt werden.
Daher erheben wir eine Vielzahl an Informationen über den Straßenraum zur Erfassung der
Fahrbahn, Straßeninfrastruktur, Verkehrszeichen sowie Gebäude mit deren Fassaden. Die
Vermessungsfahrzeuge, welche mit LiDAR- und Kamera-Sensorik ausgestattet sind, liefern dabei
georeferenzierte und hochgenaue Punktwolken.
3.2. Streckenmodelle (OpenDRIVE)
Da Punktwolken primär geometrische Informationen beinhalten, werden im nächsten Schritt
Modelle des Straßennetzes erzeugt. Diese beinhalten neben den flächenhaften Geometrien auch
die Objekt-Bedeutungen sowie die Spurtopologie für zum Beispiel Routing-Algorithmen.
3.3. Hochauflösende Modelle (FBX)
4. Schritte zum Digitalen Zwilling - Dynamische Welt
Damit unser Simulator ein Digitaler Zwilling wird, muss er zuerst mit ausreichend Daten aus
der Realität gefüttert werden. Daher erheben wir eine Vielzahl verkehrsrelevanter Daten
4.1. Rohdatenerfassung für Verkehrssimulation
Das öffentliche Dashboard (https://sta-rt.savenow.de/grafana/) zeigt Informationen von drei
verschiedenen Datenquellen in Ingolstadt an:
Zählwerte von Kraftfahrzeugen mittels verbauten Schleifendetektoren aus dem gesamten
Stadtgebiet
Live-Verkehr mit Unterscheidung der Verkehrsteilnehmer an einer Kreuzung
Die Schleifendaten wurden auch in der Virtual City Map verortet und die Zählungen der letzten
24 Stunden dargestellt.
4.2. SUMO-Verkehrssimulation
Die Verkehrssimulation SUMO (Simulation of Urban
Mobility) ist eine mikroskopische und kontinuierliche Verkehrssimulation.
In dieser kann das Verkehrsverhalten von Fahrzeugen und deren Interaktion mit Fußgängern und
Radfahrenden auch in großen Netzwerken detailgenau abgebildet werden. Die
Simulationssoftware wurden vom deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrtechnik (DLR)
entwickelt und ist als Open-Source-Projekt frei verfügbar.
4.3. A2D2-Testfahrt im LOD3-Bereich
5. Der Digitale Zwilling als Werkzeug für mehr Sicherheit, Effizienz und weniger Emissionen
Das Forschungsprojekt SAVeNoW entwickelt und erprobt genau das Werkzeug, mit dem wir künftige
Szenarien des Übermorgen-Verkehrs und neue Mobilitätskonzepte simulieren können.
Der Digitale Zwilling bildet die Auswirkungen konkreter Verkehrsmaßnahmen auf den
Verkehrsfluss ab und bietet die Möglichkeit diese zuerst virtuell zu erproben und zu
bewerten bevor sie in die Realität umgesetzt werden.
5.1. Was wäre wenn...
...die Geschwindgigkeit im gesamten Stadtgebiet auf Tempo 30km/h reduziert wird?
5.2. Was wäre wenn...
...eine Donaubrücke für den Verkehr gesperrt ist?
5.3. Kopplung Sumo - Fahrsim
Die Kopplung der Verkehrssimulation mit der Fahrsimulation ermöglicht die Erprobung von
automatisierten Fahrfunktionen in einer realistischen Verkehrsumgebung.
Hierfür wird das 3D-Modell des KIVI-Dreiecks als digitaler Zwilling in die CARLA-Simulation
eingebunden und mit der kalibrierten Verkehrssimulation in SUMO gekoppelt. Es werden somit
die Vorteile aus beiden Simulationen vereint: Eine hochgenaue Simulationsumgebung mit
realistischer Fahrdynamik in einer mikroskopischen Verkehrsflusssimulation mit
Multiagentensystem.
5.4. Was wäre wenn...
... es eine Slow Zone um gefährliche Kreuzungen gibt, in denen E-Scooter fahrer automatisch
auf 10 km/h gedrosselt werden? Um diese Frage zu beantworten, müssen die Auswirkungen
einer Slow Zone mit Hilfe einer Verkehrssimulation untersucht werden. Da Verkehrsunfälle in
den meisten Fällen auf menschliches Fehlverhalten zurück zu führen ist, müssen auch die in
der Simulation verwendeten Modelle dieses Fehlverhalten nachbilden können. Aus diesem Grund
wurden im Zuge des Projekts mehrere Probanden Studien durchgeführt, um Daten für diese
Verhaltensmodelle zu erhalten.
Aufbauend auf den Forschungsergebnissen wurde im Januar 2023 das Startup thireks GmbH
gegründet, mit dem Ziel die in der Forschung gewonnenen Erkenntnisse in die Industrie zu
bringen. Siehe https://thireks.de/
5.5. Forschungsfahrrad vom DLR
Das mit unterschiedlicher Eigen- (GNSS, Pedaldruck, -frequenz, Bremshebel und Lenkwinkwinkel)
und Umfeldsensorik (Kameras, LiDAR, Ultraschall und Radar) ausgestattate Forschungsfahrrad
dient der Untersuchung von Kfz-Radfahrenden-Interaktionen beim Rechtsabbiegen und damit
unmittelbar der Erhöhung der Verkehrssicherheit von Radfahrenden. Außerdem wird damit die
Grundlage für die Entwicklung von Fahrradassistenzsystemen gelegt.
5.6. MVS
Die MVS ist ein neuartiges Verkehrssteuerungsverfahren, das Radfahrende in der
Kreuzungssteuerung einbindet. Essentiell ist die skalierbare Berücksichtigung der
Steuerkriterien Verkehrssicherheit (für Radfahrende), Effizienz und Umweltfolgen. Es konnte
gezeigt werden, dass sich die Verkehrssicherheit von Radfahrenden beim Abbiegen deutlich
erhöhen lässt (bis zu knapp 50%) und sich die Umweltfolgen des motorisierten Verkehrs
minimal verringern lassen. Allerdings geht das auch mit einer Verringerung der
Verkehrseffizienz (bis zu 10%) einher.
6. Weiterführende Infos
Im Rahmen des SAVeNoW-Forschungsprojekts sind eine Vielzahl an Anwendungen, Simulationen
sowie Modellen entstanden. Dabei ist in dieser webbasierten Ansicht nur eine Auswahl der
Ergebnisse integriert. Alle Ergebnisse mitsamt Dokumentation sind auf dem SAVeNoW-Katalog gelistet. Außerdem sind in dem Katalog die
Beziehungen zwischen den Sensoren, Datensätzen und Anwendungen, wie zum Beispiel dem Live-Dashboard, hinterlegt. Neuigkeiten werden über www.savenow.de
kommuniziert.